Realisierungswettbewerb 2012
Auslober: Bet- und Lehrhaus Petriplatz Berlin e.V.
c/o Evangelische Kirchengemeinde St. Petri – St. Marien
BRI: 16.200 m3
Erhabenheit
Der Entwurf des Bet- und Lehrhauses am Petriplatz muss der Besonderheit dieses zu jeder Zeit religiösen Orts gerecht werden. Die Grundrissfigur folgt somit im wesentlichen jener der Petrikirche und der neue Zentralraum wird an der Stelle der ehemaligen Vierung in der Mitte des Vorgängerbaus entwickelt. Es entsteht so ein Innenraum, der sich in der Vertikalen über alle Geschosse hinweg zum Himmel hin erstreckt und sich folglich auch grosszügig nach oben hin öffnet. Im obersten Geschoss werden die drei Gemeinderäume paritätisch auf einer Ebene angeordnet. Zentrales Element ist hier ein grosses gemeinsames Fenster. Der Besucher steht über der Stadt und über den Dingen des alltäglichen Lebens. Sein Blick geht nach Osten. Das Erdgeschoss wird weitgehend von störenden Einbauten freigehalten, die Ausgrabungen und somit der Grundriss der Petrikirche sind jederzeit unmittelbar spürbar.
Stille
Massive schwere Mauern trennen den Innenraum als Ort der Ruhe und Besinnlichkeit vom hektischen Umfeld der Großstadt ab. Die Öffnungen in den unteren Geschossen werden im Mauerwerksverband als perforierte Wände ausgeführt und lassen so nur gefiltertes Licht ins Innere des Gebäudes und erlauben weder Ein- noch Ausblicke. Wichtigstes Thema bei der Lichtführung bleibt somit stets das Licht von oben. Das Erdgeschoss öffnet sich an einer Stelle zu einem kontemplativen Innenhof im Bereich des ehemaligen Chors. Notwendige Nebenräume wie Büros, Sanitärräume, Technik etc. werden in den Zwischengeschossen untergebracht. Eine interne Erschliessung ermöglicht deren Funktionalität ohne störende Einflüsse auf den Zentralraum.
Fremdheit
Bei allen Bezügen zu direkten Vorgänger- sowie klassischen Sakralbauten sollen diese jedoch nicht imitiert, sondern interpretiert und auf eine zeitgemässe Art und Weise umgesetzt werden. Auch muss der Neubau trotz der Besonderheit der Bauaufgabe auch den Anforderungen des ihn umgebenden städtischen Umfelds gerecht werden. Der Baukörper löst sich daher in den Obergeschossen vom Grundriss der Petrikirche und ermöglicht durch stattliche Auskragungen sowohl die (stützenfreie) Ausbildung einer Arkade entlang der Gertraudenstrasse als auch Obergeschossflächen, die in der Lage sind die geforderten Nutzungen aufzunehmen. Realisiert wird dies mittels eines zweigeschossigen Trägerrosts wandartiger Stahlbetonverbundträger. Ein Turm soll als weithin sichtbares Erkennungszeichen auf die sakrale Nutzung des Gebäudes hinweisen. Er wird städtebaulich in der Achse der Brüderstrasse angeordnet und markiert zugleich den Eingang. Es entsteht so ein plastischer Baukörper der eigenständig und besonders erscheint.
Schönheit
Die wichtigsten (und fast die einzigen) Gestaltungselemente sind das Material des Backsteins sowie der Umgang mit dem Licht im Innenraum. Die Schönheit des Gebäudes entsteht durch den architektonischen Raum sowie durch die Menschen selbst die diesen besuchen.
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