Klinikapotheke mit integriertem Rechenzentrum

Realisierungswettbewerb 1. Preis 06/2009
Realisierung (LPH 1-8) 2010-2014
Bauherr: UMM Universitätsmedizin Mannheim
BGF: 5.230 qm

Funktion
Der Neubau der Apotheke für das Klinikum in Mannheim soll in höchstem Masse den Anforderungen an einen zeitgemäßen wirtschaftlichen Apothekenbetrieb gerecht werden, um eine einwandfreie Entwicklung, Herstellung und Lagerung sowie die ordnungsgemäße Abgabe von Medikamenten zu gewährleisten. Besondere Bedeutung kommt dabei neben der Einhaltung der einschlägigen Bestimmungen und Richtlinien insbesondere auch der reibungslosen Organisation der Betriebsabläufe innerhalb des Gebäudes zu. Das Medikament soll ohne Umwege schnellstmöglich zum Patienten gelangen und der Personalaufwand soll dabei auf das wesentliche reduziert werden.

Zu diesem Zwecke sind sowohl die Arzneimittelbelieferung/-logistik als auch die Arzneimittelherstellung auf einer Ebene im Erdgeschoss organisiert. Lange Transportwege innerhalb der Apotheke sowie Transporte in der Vertikalen über Treppen, Aufzüge o.ä. entfallen vollständig. Die Lagerung der Arzneimittel erfolgt auf einer großen zusammenhängende Fläche, die einzelnen Bereiche sind entsprechend der Abfolge von der Anlieferung bis hin zur Ausgabe sinnvoll angeordnet. Die technische Ausstattung entspricht dabei dem neuesten Stand der Technik. Das neutrale Konstruktionsraster erlaubt auch zukünftige organisatorische Anpassungen und Veränderungen. Das Gebäude ist somit in der Lage sich innerhalb seiner vorgegebenen Kubatur an die sich wandelnden Ansprüche seiner Nutzer anzupassen. Auch die Laborbereiche der Arzneimittelherstellung sind flexibel organisiert und entsprechen den Anforderungen an eine GMP-konforme Produktion. Großzügige Oberlichter ermöglichen konzentriertes Arbeiten bei ausreichend Tageslicht.

Die Schnittstelle zwischen den beiden Bereichen Arneimittellagerung/-logistik und Arzneimittelherstellung ist die Ausgabe. Hier werden die Medikamente verpackt und gelangen entweder direkt zur zentral gelegenen Offizin oder werden über die AWT-Anlage an die jeweiligen Stationen oder OP-Bereiche verschickt. Die Bürobereiche sind den jeweiligen Nutzungen direkt zugeordnet und sind geprägt von einer hellen freundlichen Atmosphäre mit Ausblicken entweder in den Park oder in den Lichthof, der auch die rückwärtigen Bereiche der Apotheke mit Tageslicht versorgt.

Herbularius
Durch die Organisation aller wesentliche Funktionsbereiche auf einer Ebene bietet sich die Möglichkeit die so entstehende große Dachfläche als Dachgarten für Patienten und Besucher nutzbar zu machen. Es entsteht so ein Außenraum mit hoher Aufenthaltsqualität als Ergänzung zur vorhandenen Parklandschaft - thematisch gestaltet als Benediktinischer Klostergarten, passend auch zur Nutzung des Gebäudes.

Über Jahrhunderte diente der Anbau von Nutz- und Heilpflanzen stets der Selbstversorgung der Klöster. Der enge Kontakt zur Erde, das Miterleben der Veränderungen im Jahreskreislauf hat aber zudem auch eine heilende Wirkung für die Seele. Diese Wirkung soll den Patienten im Dienste einer schnellen Genesung zugänglich gemacht werden. Ergänzt wird die Anlage im Sinne klassischer Klostergarten von einem Lustgarten als neuer Treffpunkt für Patienten und Besucher - aufgrund der Pergola auch bei schlechtem Wetter. Städtebaulich wird die Anlage als Umfassungsmauer wirksam, der wertvolle Baumbestand kann erhalten werden.

Konstruktion
In seiner Materialität nimmt der Baukörper Bezüge zu den umliegenden teilweise denkmalgeschützten Gebäuden auf. Das hellgrau-beige Klinkermauerwerk zeichnet sich nicht nur durch seine lange Lebensdauer sondern auch durch seine ästhetischen Qualitäten aus. Energetisch wird das Gebäude in zwei Klimazonen eingeteilt. Die Labore sowie die Lagerflächen der Logistik sind vollklimatisiert. In den Bürobereichen besteht die Möglichkeit im Sommer die Räume durch die Kastenfenster über Nacht auszukühlen, die massive Bauweise liefert ausreichend Speichermasse. Im Winter erfolgt dort die Belüftung über eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Die Kastenfenster verbessern den Wärmeschutz und bieten die Möglichkeit den Sonnenschutz im Zwischenraum anzuordnen. Das Gebäude zeichnet sich aus durch seine kompakte Bauweise und das daraus resultierende sehr gute A/V-Verhältnis. Die vorhandene Übergabestation wird unter Beibehaltung ihrer exakten Position in die Gebäudekonzeption integriert. Das Rechenzentrum findet seinen Platz - separat erschlossen - im Untergeschoss.

Als Gegenpole zur funktionalistischen Innenwelt halten der Kräutergarten für Patienten und Besucher sowie der Innenhof für die Mitarbeiter das atmosphärische Gleichgewicht der Apotheke.


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