VgV-Verfahren mit Lösungsvorschlag 1. Rang 03/2021
Realisierung (LPH 1-9 stufenweise) 2021-2024
Bauherr: BBS Bau- und Betriebsservice GmbH, MA
BGF: 4.187 qm
Allgemein
„Die Sporthalle und die Freisportflächen der IGMH wurden im Zusammenhang mit dem Neubau der Schule 1973 errichtet. Die Sporthalle besteht aus einer unterteilbaren Dreifeldhalle sowie einer daneben liegenden Einfeldhalle. Längs der Hallen liegt der zweigeschossige Umkleidebereich. Dieser wird vom h.her gelegenen Schulhofniveau im 1.Obergeschoss erschlossen. Die Hallen im Erdgeschoss liegen rückseitig niveaugleich mit einem Teil der Freisportflächen. Auf Grund des Gebäudealters der Sporthalle, der geringen Bauunterhaltung seit Errichtung, zahlreichen Mängeln der Baukonstruktion, der Haustechnik, des Unfall- und Brandschutzes sowie fehlender Barrierefreiheit bestand dringender Sanierungsbedarf. Daher wurden die Planungsleistungen für eine Generalsanierung der Sporthalle ausgeschrieben, mit denen Anfang 2020 begonnen wurde. Im Zuge der Leistungsphasen 1 und 2 stellte sich heraus, dass im Dachtragwerk aus Spannbetonbauteilen ein Spannstahltyp eingesetzt wurde, bei dem die Gefahr der sogenannten Spannungsrisskorrosion besteht. Diese kann zum Bauteilversagen führen. Da der erforderliche Austausch der gesamten Dachkonstruktion eine Generalsanierung unwirtschaftlich machte, beschloss die Stadt Mannheim in Abstimmung mit dem Fördermittelgeber, die Halle abzubrechen und an gleicher Stelle einen Ersatzneubau zu errichten.
Mit der Baumaßnahme werden mehrere Ziele verfolgt: Die IGMH ist zertifizierte „Eliteschule des Sports“ und Partnerschule des Olympiastützpunktes Rhein-Neckar. Die Sportanlagen der Schule werden darüber hinaus auch von Vereinen genutzt. Mit dem Neubau der Sporthalle wird eine Förderung sozialer Integration durch Schul- und Vereinssport angestrebt.“ (aus der Auslobung zum Verhandlungsverfahren
Städtebau
Der Ersatzneubau wird am Standort der alten Halle errichtet. Das Grundstück befindet sich innerhalb des Schulgeländes der IGMH im Übergang vom Schulgebäude zu den Freisportflächen. Unmittelbar im Südosten der Halle angrenzend liegt der Herzogenriedpark mit der unter Denkmalschutz stehenden Multihalle der Architekten Carlfried Mutschler und Frei Otto. Der Vorgängerbau ist als 4fach-Halle mit dezentralen Eingängen organisiert. Zur Seite des Schulhofs präsentiert sich das Gebäude weitgehend geschlossen und wirkt – nicht zuletzt aufgrund seines allgemeinen Zustandes – als recht abweisend. Darüber hinaus ist der Zugang von den Umkleiden zu den östlich und südlich gelegenen Freisportflächen nur über Umwege möglich, geeignete Schmutzschleusen o.ä. gibt es derzeit nicht.
Der Baukörper der neuen Halle kommt in Höhe und Lage auf dem Fußabdruck der alten Halle zu liegen, nur die südliche Fassade wandert etwas weiter nach Süden. Der Ersatzneubau soll durch wenige, gezielte Änderungen einige Aspekte des Städtebaus und der Nutzung nachhaltig verbessern.
Zunächst soll das vierte Hallendrittel von der übrigen Dreifeldhalle etwas abgerückt und dadurch eine Sicht- und Wegebeziehung in ost-westlicher Richtung geschaffen werden. Diese „Fuge“ verbindet vom neuen zentralen Eingang ausgehend sämtliche Bereiche des Gebäudes miteinander. Die Übersichtlichkeit wird durch diese Anordnung der Erschließung wesentlich verbessert und entstehen kurze und direkte Wege für sämtliche Nutzungsszenarien.
Die zweite Maßnahme stellt die Spiegelung des Grundrisses derart dar, dass die Umkleiden und Geräteräume der Dreifeldhalle auf die Ostseite wandern und somit eine großzügige Öffnung zwischen Schulhof und Halle ermöglicht wird. Der Rücken der alten Halle wird dadurch zur einladenden und lebendigen Schau-Seite des Neubaus. Nach außen soll sich das Gebäude – insbesondere zum Herzogenriedpark und zur Multihalle – zurückhaltend präsentieren. Die parkartige Umgebung soll durch das neue, sehr große Gebäude, so wenig wie möglich beeinträchtigt werden. Daher werden eher dunkle Materialien für die Außenbekleidungen etc. vorgeschlagen. Somit tritt das Gebäude hinter den großen Bäumen angenehm in den Hintergrund. Der Baukörper soll durch differenzierte Attikahöhen plastisch gegliedert werden. Gemeinsam mit dem Geländeverlauf ergibt sich so trotz der Größe eine ausgewogene Skulptur, die auch im Maßstab zum Park, zum Schulhaus und nicht zuletzt zu den Schülern vermittelt.
Funktionsbereiche und Erschließung
Der Eingang liegt unmittelbar an der Zuwegung von Süden (Messeplatz) in Richtung Schulgebäude. Über diese durch ein Vordach geschützte „Magistrale“ ist das Gebäude fußläufig und mit Versorgungs- und Rettungsfahrzeugen erreichbar. Im Innern sind die einzelnen Funktionsbereiche klar gegliedert und übersichtlich angeordnet:
Im oberen Eingangsgeschoss („Obergeschoss“) befinden sich neben dem neuen Haupteingang die zentralen Umkleiden für Lehrer*innen und diverse Mitschüler*innen. Ebenso gibt es hier Besucher*innen-Toiletten sowie ein Umkleideraum für Rollstuhlfahrer. Der gemeinsame zentrale Eingang kann auch zum Aufenthalt und zur Arbeit in der unterrichtsfreien Zeit genutzt werden.
Im unteren Geschoss („Erdgeschoss“) liegen neben den Sportfeldern die großen Umkleideräume, die Geräteräume sowie weitere Toiletten für Besucher*innen bzw. Sportler*innen. Durch Trennvorhänge ist die Teilbarkeit der 3fach-Halle möglich. Im Bereich des Ausgangs zu den Freisportflächen ist ein Außengeräteraum angeordnet. Die Umkleiden sind so organisiert, dass sie unabhängig von der Belegung der Hallendrittel genutzt werden können.
Vom Eingang aus sind beide Hallenteile (1-3 und 4) gut zu überblicken und aufzufinden. Eine Öffnung in Halle 4 bzw. der Umgang bei den Hallen 1-3 sorgen für Atmosphäre und spannende Blickbeziehungen im Innenraum. Über den Hallenumgang werden die oben beschriebenen Nebenräume (Lehrer*innenumkleiden etc.) erschlossen; von hier ist ebenfalls wieder eine gute Übersicht und über eine Bypass- Treppe ein kurzer Weg auf das Hallenniveau gewährleistet. Die Schüler*innen erreichen vom Eingang aus über eine Rampentreppe bzw. den angegliederten Aufzug das Hallenniveau. Über Flure werden dann die Umkleidenpaare erschlossen. Eine Trennung in Turnschuh-/ Stiefelgang ist nicht vorgesehen.
Eine barrierefreie und rollstuhlgerechte Erschließung ist für die beiden Hauptgeschosse gegeben, schwellenlose Eingänge auf beiden Etagen sowie ein rollstuhlgerechter Fahrstuhl sind vorhanden.
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